Klara Marie Faßbinder wurde am 15. Februar 1890 in Trier geborden. Klara Marie Faßbinder immatrikulierte sich im Jahr 1913 für die Fächer Geschichte, Philosophie und Romanistik an der Universität Bonn und war damit eine der ersten Frauen, die an einer deutschen Universität studierte.
Beeinflusst durch ihre Erlebnisse an der Westfront im Ersten Weltkrieg änderte sie ihre bis dahin monarchistisch-politischen Auffassungen und engagierte sich vehement für eine Aussöhnung mit Frankreich. Daher entschied sie sich nach ihrer Promotion gegen eine Hochschulkarriere, ging in das von Frankreich besetzte Saarland und wurde Geschäftsführerin des saarländischen Bühnenbundes. Aufgrund ihrer kritischen Haltung gegenüber der nationalsozialistischen, antisemitischen Politik, die sie mutig auch in der Presse äußerte, wurde sie im Jahr 1935 fristlos entlassen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie Professorin für Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Bonn.
Im Oktober 1951 lud Klara Marie Faßbinder zum „Kongress der Frauen und Mütter für den Frieden“ nach Velbert im Rheinland. Dieser Einladung folgten 1000 Frauen unterschiedlicher politischer und religiöser Weltanschauungen, die sich gegen die Remilitarisierung Westdeutschlands sowie für eine Verständigung mit dem Osten einsetzten. Im Februar 1952 war sie Mitbegründerin und wurde erste Vorsitzende der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung, einem antihierarchischen Netzwerk dezentraler Frauenfriedensgruppen. Klara Marie Faßbinder wurde wegen ihres Engagements für Frieden und insbesondere auch für die Völkerverständigung mit der damaligen Sowjetunion – sie reiste u.a. mit der ersten unabhängigen Frauendelegation nach dem Zweiten Weltkrieg nach Moskau – als eines der ersten Berufsverbotsopfer im Jahr 1954 von ihrer Lehrtätigkeit suspendiert.
Der damalige Bundespräsident Lübke verbot ihr 1966 die Entgegennahme des französischen Ordens „Ordre des Palmes Académiques“, der ihr für ihre Übersetzungen der Werke des Dichters Paul Claudel und ihr Engagement für die deutsch-französische Aussöhnung verliehen werden sollte. Erst im Jahr 1969 unter Bundespräsident Heinemann konnte sie den Orden annehmen. Heinemann war auch einer der beiden Rechtsanwälte, die für die Westdeutsche Frauenfriedensbewegung (WFFB) erfolgreich einen mehrjährigen Prozess gegen ihr Verbot durch das Land Rheinland-Pfalz führten.
Vor der UNO trat die Katholikin und Pazifistin Klara Marie Faßbinder konsequent für Frieden und Völkerverständigung ein. In Deutschland jedoch wurde ihr bis wenige Jahre vor ihrem Tod die Anerkennung versagt, ironisch wurde sie „Friedensklärchen“ genannt. Erst zu ihrem 80. Geburtstag erschien eine Festschrift, in der ihr herausragendes politisches und persönliches Engagement für den Frieden gewürdigt wurde.
Sie verstarb am 3. Juni 1974 in Wachtberg-Berkum.
„Seid wachsam! Seid kritisch! Zeigt Zivilcourage!“
(Losung der WFFB)
Die interdisziplinäre und internationale Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung Rheinland-Pfalz wird seit dem Jahr 2001 durch das
Ministerium für Wissenschaft Rheinland-Pfalz gefördert. Sie wird semesterweise mit einer international renommiertenFWissenschaftlerin besetzt und rotiert zwischen den rheinland-pfälzischen Hochschulen.
Mit der Gastprofessur werden folgende Ziele verfolgt:
- Internationale Impulse für die Frauen- und Geschlechterforschung in Rheinland-Pfalz zu setzen.
- Das Renommee dieses Forschungsfeldes zu stärken.
- Das Lehrangebot an den rheinland-pfälzischen Hochschulen zu erweitern.
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden das Netzwerken zu ermöglichen.
Die Landeskonferenz der HochschulFrauen* Rheinland-Pfalz verständigt sich über die Reihenfolge der gastgebenden Hochschulen. Die Gastprofessur, die jeweils mit einer Gesamtsumme von 25 000 Euro dotiert ist, wird durch die Hochschulleitung beim Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit beantragt.
Folgt die Gastprofessorin ihrem befristeten Ruf, steht sie, über die Lehr-, Forschungs- und Betreuungsaufgaben an der gastgebenden Hochschule
hinaus, auf Anfrage auch den anderen rheinland-pfälzischen Hochschulen mit einem Vortrag zur Verfügung.
Bisher haben Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher Disziplinen aus Europa und den USA den Ruf auf die Gastprofessur angenommen.
Semester | Hochschule | Besetzung | Fachgebiet |
WS 01/02 | JGU Mainz | Prof. Dr. Birgit Sauer | Politikwissenschaft |
SS 02 | JGU Mainz | Prof. Dr. Janelle Reinelt | Theaterwissenschaft |
WS 02/03 | Universität Trier | PD Dr. Karen Hagemann | Geschichte |
SS 03 | JGU Mainz | Prof. Dr. Erna Brodber | Anglistik, Amerikanistik |
SS 03 | Universität Koblenz-Landau, Campus Landau | Dr. Margarete Maurer | Biologie |
WS 03/04 | TU Kaiserslautern | Prof. Dr.-Ing. Ayla Neusel | Architektur |
SS 04 | JGU Mainz | PD Dr. Helga Meise | Germanistik |
WS 04/05 | Uni Trier | Prof. Suzanne Ferriss | Psychologie, Soziologie |
SS 05 | Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz | Prof. Dr. Patricia Plummer | Anglistik |
WS 05/06 | TU Kaiserslautern | Dr. habil. Renate Tobies | Mathematik |
SS 06 | JGU Mainz | Prof. Susanne Karant-Nunn | Evangelische Theologie |
WS 06/07 | Uni Trier | FH-Prof. Dr. Brigitte Liebig | Sozialwissenschaften |
SS 07 | Universität Koblenz-Landau, Campus Landau | Ausgefallen | |
WS 07/08 | TU Kaiserslautern | Prof. Dr. Helene Götschel | Physik, Chemie |
SS 08 | JGU Mainz | Prof. Dr. Katrin Keller | Geschichte |
WS 08/09 | Uni Trier | Prof. Dr. Gudrun Loster-Schneider | Germanistik |
SS 09 | Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz | Dr. Eva Lia Wyss | Germanistik |
WS 09/10 | TU Kaiserslautern | Prof. Dr. Susanne Ihsen | Sozialwissenschaften |
SS 10 | JGU Mainz | Rev. Canon Dr. Charlotte Methuen | Evangelische Theologie |
WS 10/11 | Uni Trier | Prof. Dr. Andrea Maihofer | Philosophie, Gemanistik, Pädagogik |
SS 11 | Universität Koblenz-Landau, Campus Landau | Ausgefallen | |
WS 11/12 | HS Koblenz | Prof. Dr. Susanne Ihsen | Sozialwissenschaften |
SS 12 | TU Kaiserslautern | Dr. Dipl.-Ing. Christina Hilger | Architektur, Kommunikation |
WS 12/13 | TH Bingen | PD Dr. Andrea Herrmann | Informatik |
SS 13 | JGU Mainz | Sandra Leupold | Theaterwissenschaft |
WS 13/14 | HS Kaiserslautern | PD Dr. Bettina Bock von Wülfingen | Kulturhistorikerin |
SS 14 | Uni Trier | Prof. Dr. Christine Bauhardt | Raum- und Umweltwissenschaften, Politikwissenschaften, Romanistik, Pädagogik |
WS 14/15 | Uni Speyer | Dr. Annette Knaut | Soziologie |
SS 15 | Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz | Verschoben auf WS 15/16 | |
WS 15/16 | Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz | Prof. Dr. Christine Kanz | Literatur- und Kulturwissenschaften |
SS 16 | TU Kaiserslautern | Dr. phil. Dipl- Phys. Martina Erlemann | Physik, Soziologie |
WS 16/17 | HS Ludwigshafen | Dr. Tove Soiland | Geschichte, Philosophie, Gemanistik |
SS 17 | JGU Mainz | Ausgefallen | |
WS 17/18 | HS Mainz | Prof. Dr.-Ing. Mary Pepchinski | Architektur |
SS 18 | Uni Trier | PD Dr. Gabriele Dietze | Geschichte |
WS 18/19 | Uni Koblenz-Landau Campus Landau | Prof. Dr. Felicia Pratto | Sozialpsychologie |
SS 19 | DVU Speyer | Dr. Ulrike Spangenberg | Jura |
WS 19/20 | TH Bingen | Dr. Claudia Schon | Informatik, Künstliche Intelligenz |
SS 20 | HWG Ludwigshafen | Dr. Sina Motzek-Öz | Angewandte Sozialwissenschaften |
WS 20/21 | KH Mainz | Priv.-Doz. Dr. Sonja Angelika Strube | Katholische Theologie, Philosophie, Psychologie |
SS 21 | Uni Mainz | Priv.-Doz. Dr. med Ute Seeland | Innere Medizin / Geschlechtersensible Medizin |
WS 21/22 | HWG Ludwigshafen | Dr. Monika Henn | Psychologie, Jura |
SS 22 | Uni Trier | Dr. Linda M. Morra | Literaturwissenschaften |
WS 22/23 | HS Mainz |
Die Mitglieder der LaKoF* haben im Rahmen der Herbsttagung 2018 beschlossen, die vorliegende Zwischenauswertung zur Klara Marie Faßbinder-Gastprofessur in Auftrag zu geben. Untersucht wurden die bisherigen Erfahrungen an rheinland-pfälzischen Hochschulen. Außerdem wurde die KMF-Gastprofessur mit Konzepten anderer Bundesländer verglichen. Die Auswertung führte Monika Stegmann von der Universität Mainz durch.
Die Zwischenauswertung wurde ermöglicht durch die Förderung des Frauenministeriums, MFFJIV Rheinland-Pfalz, jetzt MFFKI.
Landeskonferenz der Hochschulfrauen
Rheinland-Pfalz (LaKoF)
Koordinierungsstelle
c/o RPTU inLandau
Bürgerstr. 23, 76829 Landau
Tel. 06341 - 280 32 539